Der Rems-Murr-Kreis fördert Jugendbeteiligungsmaßnahmen und innovative Projekte der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit jährlich mit 50.000,- Euro. Sowohl bei der Jugendbeteiligung als auch bei Projekten stellt die Innovation das bedeutendste Förderkriterium dar. Seien es neue Formate der Jugendbeteiligung, welche vor Ort etabliert werden oder Projekte der hauptamtlichen Jugendarbeit, welche neue Möglichkeiten aufzeigen und nachhaltig wirken sollen.

Aktuelle Projektbeispiele:

HOPE – „Nicht mit mir – gegen Gewalt an Mädchen“
Mädchen und Mitarbeiterinnen des Aktivspielplatzes der Kinder- und Jugendförderung der Stadt Waiblingen haben in Kooperation mit der Kunstschule eine beeindruckende lebensgroße Mädchenfigur angefertigt um auf diskriminierende, immer wieder auch sexistische Sprüche, die sie im Alltag über sich ergehen lassen müssen, aufmerksam zu machen. Die Mädchenfigur will Mädchen und junge Frauen ermutigen, sich zu wehren und die Sprüche und Gesten nicht einfach hinzunehmen. Sie will Zuschauerinnen und Zuschauer auffordern und sensibilisieren, Mädchen zu unterstützen und zu bestärken. Sie will auch an die jungen Männer appellieren, wie verletzend ihre Worte und Taten sind und dass diese keine erfolgreiche Anmache sind. Um viele Mädchen, Jungen, Mütter und Väter, Bekannte, Nachbarn und Mitmenschen zu erreichen, wird die Mädchenfigur durch Waiblingen wandern.

Mädchentag “Körper und Gesundheit”
Um Mädchen bezüglich ihrer Körperwahrnehmung zu unterstützen und zu aktivieren, hat die Mobile Jugendarbeit Welzheim einen Mädchentag organisiert. In verschiedenen Workshops konnten die Mädchen Spaß haben und viel lernen. Eine Zumba-Trainerin vermittelte Freude an körperlicher Aktivität, eine Ernährungsexpertin führte die Mädchen durch die Grundlagen gesunder Ernährung, erklärte die Bedeutung verschiedener Nährstoffe und ermöglichte interaktive Aktivitäten sowie die Erstellung eines gesunden Snacks. Ein Workshop “Körperpflege und Schönheitstipps” bot den Mädchen die Gelegenheit von einer Fachfrau praktische Tipps zur Körperpflege sowie zum Make-up zu erhalten. In einer offenen und unterstützenden Atmosphäre konnten sie sich zudem über Schönheitstipps austauschen, wobei die Betonung auf Selbstliebe und Selbstakzeptanz lag. Die Mädchen wurden ermutigt, ihren Körper pfleglich zu behandeln, sich gesund zu ernähren und Schönheit in Selbstliebe zu finden.
Die Kombination aus informativen Inhalten und interaktiven Methoden in den Workshops trug maßgeblich dazu bei, die festgelegten Ziele zu erreichen. Die Mädchen wurden nicht nur über wichtige Themen informiert, sondern konnten auch aktiv teilnehmen und wertvolle Erfahrungen sammeln. Der Mädchentag “Körper und Gesundheit” wird zweifelsohne als ein gelungener Tag in Erinnerung bleiben, der nicht nur Wissen vermittelte, sondern auch Selbstbewusstsein, Freude und Gemeinschaftsgefühl stärkte.

Beteiligungsprozess Jugendtreffpunkt Schmiden
In einem Jugendbeteiligungsprozess realisierte die Mobile Jugendarbeit Fellbach mit ca. 25 jungen Menschen zwischen 12-16 Jahren einen Unterstand. Die Fertigstellung konnte ein Jahr später gefeiert werden. Es gelang, im gesamten Prozess die Jugendlichen zu beteiligen – durch aktive Mitwirkung z.B. beim Streichen der Holzkonstruktion wurde eine hohe Identifikation mit dem Treffpunkt erreicht. In mehreren Schritten von der Auswahl potenzieller Standorte über die Ausstattung des Treffpunkts sowie Spendenakquise, Vorstellung und Planung der Eröffnungsfeier waren die Jugendlichen involviert.  Der Jugendtreffpunkt stellt nun einen erfolgreichen Raum mit Sitzgelegenheiten und WLAN dar, der den Jugendlichen einen Platz bietet, um sich zu treffen, auszutauschen und gemeinsame Aktivitäten zu planen.

Interkulturelle Koch- und Grillserie
Selbstwirksamkeit, soft skills und das Kennenlernen von verschiedenen Kulturen stand beim Kochprojekt des Jugendzentrums “Hammerschlag” in Schorndorf im Vordergrund. Jugendliche haben das Bedürfnis geäußert, die jeweils anderen Kulturen kennenzulernen, dies dann bei einer Koch- und Grillserie eigenverantwortlich umgesetzt. Sie lernten dabei, sich aktiv für die Gemeinschaft im Jugendzentrum einzubringen, Küchenutensilien und den richtigen Umgang mit Lebensmitteln. Sie haben Verantwortung für Organisation und Einkauf sowie Putzen und Abwaschen übernommen. Die etwas komplexeren Speisen mussten von langer Hand vorbereitet werden, was im Erfolgserlebnis ein hohes Maß an Selbstwirksamkeit bot. Neben einem Abschlussfest lag die Bedeutung des Projekts auf dem Kennenlernen verschiedener Kulturen, deren Lebensentwürfen und individuellen Ausdrucksformen und dem Anerkennen dessen, wie andere leben.

Selbstbehauptung für Mädchen
Viele Mädchen sahen sich im Vorfeld des Projekts vermehrt grenzüberschreitendem Verhalten ihnen gegenüber ausgesetzt. Dies griff die Mobile Jugendarbeit Waiblingen auf und startete ein Selbstbehauptungsprojekt für Mädchen. Dabei ging es auch darum, eigene Grenzen und Fähigkeiten des eigenen Körpers bewusst zu machen. Ein vertrauter Rahmen ließ Gespräche über Sexualität, Beziehung, Körper, Familie und Religion zu. Wege aus Konflikten wurden thematisiert, dazu wurden Übungen zu Deeskalation und Flucht durchgeführt (sichere Körpergrundhaltung, klare, deutliche und ruhige Sprache, Hinzuholen von Hilfe).  Für die Mädchen war wichtig, zu erfahren, wie man sich in Bus und Bahn, abends/nachts im Dunkeln verhalten kann und welche Hilfe-/Anlaufstellen (Nachtboje, Heimgehtelefon, Frauentaxi ,… ) es gibt und welche Hilfe-Apps/ -geräte sinnvoll sind und im Notfall genutzt werden können. Ziel war es, im Konfliktfall eine Situation deeskalieren zu können oder Fluchtmöglichkeiten zu schaffen. Sollte dies nicht gelingen, dann auch die eigenen Grenzen zu kennen und in der Lage zu sein, sich selbst behaupten und verteidigen zu können. Dazu wurden Verteidigungstechniken mit Tritt- und Schlagpolstern eingeübt. Bedrohliche Situationen und die Befreiung daraus wurden durchgespielt.